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Exposé Ulrike Engelke: Melodie als Klangrede in der Musik des 17. /18. Jahrhunderts

INHALTSVERZEICHNIS

 

I. KAPITEL: „MELODIE ALS KLANGREDE“(Mattheson) 27

 

1.1 „Von den Ein-und Abschnitten der Klangrede” (Mattheson)

1.2 „Vom Unterschied zwischen Sing-und Spiel-Melodien“ (Mattheson)

1.3 Vergleich des musikalischen Vortrags mit dem eines Redners (Qantz),

1.4 Vom guten Vortrag im Singen und Spielen (Quantz, Bach, Türk, Hiller),

 

II. KAPITEL: MUSIKALISCHE INTERPUNKTION UND ARTIKULATION AUF TASTEN-, BLAS-UND STREICHINSTRUMENTEN   49

 

2.1 Musikalische Interpunktion und Artikulation auf Tasteninstrumenten (Türk),

2.2 Musikalische Interpunktion durch Atemholen auf der Flöte (Quantz, Bellinzani, Blavet),

2.3 Artikulation mit Hilfe der Zunge bei Blasinstrumenten,

2.4 Artikulationssilben aus Traktaten von Freillon-Poncein, Hotteterre, Quantz, Prelleur, Tromlitz, Devienne, Gunn, Arnold,

2.5 Interpunktion und Artikulation beim Gesang (Hiller),

2.6 Interpunktion und Artikulation bei Streichinstrumenten (Muffat und L. Mozart)

 

III. KAPITEL: MUSIKÄSTHETIK IM 18. JAHRHUNDERT   145

 

3.1 Der Französische Rationalismus

3.2 Musikalische Affekte im guten Vortrag:

3.3 „Licht und Schatten“, 3.4 Schleifen (Binden) der Töne (Türk, Mozart),

3.5 Über die Ungleichheit bei gebundenen Noten (J. J. Quantz, L. Mozart, C. P. E. Bach),

3.6 Verkürzen der Noten (Muffat, L. Mozart, C.P.E. Bach, Türk),

3.7 Punkt hinter einer Note (L. Mozart, C. P. E. Bach, Hiller),

3.8 Punkte und Striche über oder unter den Noten (L. Mozart, Türk),

3.9 Tragen der Töne“ oder „appoggiato“ bei Türk, C.P.E. Bach, L. Mozart,

 

IV. KAPITEL: DER MUSIKALISCHE STIL FRANKREICHS IM 17./18. JAHRHUNDERT  185

 

4 Musik am französischen Hof und im Bürgertum,

4.1 Hofballett, Ballet de cour,

4.2 Jean-Baptiste Lully am Hof Ludwig XIV,

4.3 Jean-Philippe Rameau (1683-1764),

4.4 „Musique de Chambre“am königlichen Hof, 4.5 „Concert spirituel“,

4.5 „Concert spirituel“,

4.6 Instrumentalmusik in Frankreich,

4.7 Violinmusik in Frankeich,

4.8 Die Tontechnik des Père Engramelle,

4.9 „Notes égales et inégales”,

4.10 „Notes égales et inégales“ in verschiedenen Taktarten nach unterschiedlichen Autoren, (L‘Àffillard, Loulié, Hotteterre, Corrette, Montéclair)

 

V. KAPITEL: NÜTZLICHE RATSCHLÄGE DER ALTEN MEISTER ZUM „GUTEN VORTRAG“  255

 

5.1 Einführung in die wichtigsten musikalischen Begriffe (L. Mozart),

5.2 Über den Pulsschlag (J. J. Quantz),

5.3 Musikalische Kunstwörter (L. Mozart),

5.4 Pädagogische Ratschläge für den Sänger, 5.5 Pädagogische Ratschläge für den Bläser,

5.6 Pädagogische Ratschläge für die Streicher,

5.7 Über den guten Vortrag bei Ripienisten und das Solospielen (Quantz),

5.8 Vom zu schnellen Spielen und anderen Unarten (Mattheson, C.P.E. Bach, L. Mozart),

VI. KAPITEL: WESENTLICHE MANIEREN IN FRANKREICH   289

Nach Traktaten von:

J. Ch. de Chambonnières, J.-H. D’Anglebert, J. Rousseau, G. Muffat,

M. Saint-Lambert, E. Loulié, M.P. de Montéclair, F. Couperin, Ch. Dieupart, J. M. Hotteterre,

J. Ph. Rameau, M. Corrette, A. Mahaut

 

6.1 Le Coulé,  6.2 Le Port de Voix,  6.3 L’Accent,  6.4 La Chute,

6.5 Le Pincé,  6.6 Battement, Martellement,  6.7 Tremblement,

6.8 Tour de chant (Hotteterre), 6.9 Le Flaté (Montéclair), 6.10 Le Balancement (Montéclair)

6.11 Tour de Gosier, 6.12 Le Passage,

6.13 Diminution, Coulade, Le Trait (Montéclair)

6.14 Son Filé, Son Enflé et Diminué, Son Glissé (Montéclair), 6.15 Sanglot (Montéclair),

6.16 Verzierungstabellen französischer Komponisten,

 

VII. KAPITEL: WESENTLICHE MANIEREN IN DEUTSCHLAND UND ITALIEN   329

Nach Traktaten von:

F. P. Tosi, G. Muffat, J. Mattheson, F. Geminiani, G. Tartini, J. J. Quantz, C. P. E. Bach, D. G. Türk,

L. Mozart, J. G. Tromlitz, F. W. Marpurg, J. A. Hiller, M. J. L. Albrecht

 

7.1 Über die Notwendigkeit der „Wesentlichen Manieren“,

7.2 Vorschläge von oben oder unten,

7.3 Kurze unveränderliche Vorschläge v o r und a u f dem Schlag,

7.5 Lange, anschlagende veränderliche Vorschläge von unten,

7.6 Lange, anschlagende, veränderliche Vorschläge von oben und unten,

7.7 Doppelter Nachschlag (Tartini, Hiller),

7.8 Aufführungspraxis bei den Vorschlägen

7.9 Triller, 7.10 Pralltriller, 7.11 Doppelschlag,

,

7.13 Battement, 7.14 Von dem Anschlag, 7.15 Schleifer, 7.16 Schneller,

7.17 Von der „Zierlichen Manier“ bei Georg Muffat,

7.18 Verzierungstabellen der Wesentliche Manieren.

 

VIII. KAPITEL: WILLKÜRLICHE VERÄNDERUNGEN ÜBER DIE SIMPELN INTERVALLE   409

 

8.1 Anleitung, wie man bei Intervallen „Veränderungen“ machen kann. (Quantz),

8.2 Anweisungen für die Benutzung der „Veränderungen“ (Quantz),

8.3 J. J. Quantz- Beispiele von den „Willkürlichen Veränderungen über die simpeln Intervalle“,

8.4 Von der Art, das Adagio zu spielen (Quantz),

8.5 Adagio mit Wesenlichen Meaniern und Willkürlichen Veränderungen (Quantz),

8.6 Was ein Sänger bei den „willkürlichen Veränderungen“ beachten muss,

8.7 Kadenzen bei Muffat, 8.8 Kadenzen bei Giuseppe Tartini,

8.9 Von den Kadenzen (Hiller),

8.10 Beispiele für Willkürliche Veränderungen von Geminiani, Tartinini,

J. S. Bach und G. Ph. Telemann

 

IX. KAPITEL: VIBRATO IM 17. UND 18. JAHRHUNDERT   463

 

9.1 Naturvibrato,

9.2 Verzierungsvibrato,

9.3 Fingervibrato beim Bläser,

9.4 Son enflé und messa die voce,

9.5 Das Wesen des Tremulanten bei Bläsern (Quantz),

9.6 Vibrato als Verzierung auf der Violine,

9.7 Tremolo bei Matteis, Mattheson, Geminiani, Tartini, Corrette, Mozart,

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Bücher!

 

Anfang Oktober 2012  erschien im agenda-Verlag das Buch "Musik und Sprache" - Interpretation der Frühen Musik nach überlieferten Regeln von Ulrike Engelke. Hier ist das Exposé:

 

Exposé Ulrike Engelke: Musik und Sprache

 

Eine Interpretation der frühen Musik, die sich um Authentizität bemüht, verlangt Wissen über die damals geltenden Regeln. Faksimileausgaben der Alten Musik sind heute in großer Zahl verfügbar und erleichtern das Vordringen zu den Absichten des Komponisten. Dies ist eine reizvolle, wenn auch arbeitsintensive Aufgabe.
Vielen Interessenten, wie Studenten, Musiklehrern und Musikliebhabern, fehlt jedoch dazu die Zeit.

 Ulrike Engelke, Flötistin und Leiterin einer Akademie für Alte Musik, hat über viele Jahre die Quellen alter Meister studiert und für die Praxis in Konzert und Lehre ausgewertet. In diesem Buch, das sich an alle Instrumentalisten und Sänger wendet, will sie das wichtigste Wissen vermitteln, das zu einer
authentischen Interpretation früher Musik führt. Hierzu lässt sie die alten
Meister selbst sprechen, indem sie überwiegend die Regeln und Erklärungen alter Meister zitiert. Dies gilt für die Themen Mensuralnotation, Manieren, Diminution, Artikula-tion und das Vibrato.

Eine Einführung in die Mensuralnotation gibt dem Leser die Möglichkeit, zunächst Grundbegriffe wie Mensur, Tempus,
Prolatio
usw., nachzuschlagen, um ein besseres Verständnis für die Lehre
der Proportionen zu erhalten. Im 2. Kapitel werden die Ansichten von Michael Praetorius zu Temporelation und Mensurzeichen,
und die Vermengung der alten Notationen mit den neueren ausführlich
dargestellt.

  Das Verständnis der Diminution ist eine wichtige Voraussetzung für die Anwendung der "willkürlichen Veränderungen" der Hochbarockzeit; deshalb wird diesem Gebiet ein breiter Raum gewidmet. Hier erleichtern zahlreiche Beispiele von Diego Ortiz und seine Methodik zur Diminution es dem Leser, Regeln in die Praxis umzusetzen.

Auszüge aus Traktaten verschiedenster Komponisten geben Aufschluss über Manieren wie Accent, Trillo,
Groppo sowie den Aufführungsstil der damaligen Zeit. Das Ausdrucksmittel Artikulation war für viele Instrumentalisten ein wichtiges Thema. Es wird in mehreren Beiträgen behandelt.
Bei der Streitfrage um das Vibrato können zahlreiche Quellen eine natürliche Orientierung geben. Die Gedanken von Johann Mattheson in seinem Vollkommenen Kapellmeister (1739) über Melodie als Klangrede und seine Beschreibung von den Klangfüßen - Rhythmen in der Tonkunst, sollen dem Leser nicht vorenthalten werden. Sie enthalten reizvolle Aspekte über Musik und Sprache und interessante Beispiele und Erklärungen.

 

Rezensionen





  Aus der Buch- und Notenbesprechung „ von Toccata,
Alte Musik Aktuell“ von
Bernhard Morbach

Ausgabe März-  April 2013

 

Ulrike Engelke: Musik und  Sprache Interpretation der Frühen Musik nach überlieferten Regeln, 214 Seiten,  mit zahlreichen Notenbeispielen  aus historischen Quellen und im Neusatz  29,7 cm Karton. •   
deutsch/englisch (synoptisch)

agenda Verlag
2012 • ISBN-10: 3896884794 •  
€39,00

  

Das große Interesse an Verkaufsausstellungen von Nachbauten historischer Musikinstrumente, die mit vielen großen Festivals verbunden sind, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass das Phänomen Alte Musik in der ge­genwärtigen Kultur auch einen nicht zu unterschätzenden kreativen Aspekt hat. Hinzu kommt, dass eine nicht überschaubare Fülle von Musikalien aus Renaissance und Frühbarock, den »Kernzeiten« der Alten Musik, im Internet zum kostenlosen Download zur Verfügung steht.
Die im Vergleich mit späteren Epochen (scheinbar) einfache Faktur von
musikalischen Sätzen (ob sie
nun aus dem weltlichen oder geistlichen Bereich stammen) bildet darüber hinaus einen zusätzlichen Anreiz zum eigenen Tun - alleine oder im Ensemble. Im Umgang mit den Noten ist jedoch ein »Einfach-so« des Musizierens nicht opportun.
Dies ist gewiss die zentrale Botschaft der Publikation von Ulrike En
gelke. Denn das, was der Komponist aufgeschrieben hat und was auf den ersten Blick einfach oder gar karg anmuten mag, bedarf - will man den Notentext wirklich in erklingende historische Musik verwandeln - einer  Ausarbeitung, deren Verfahrensweisen Gegenstand einer großen Anzahl von Lehrschriften aus dem 16 . und 17. Jahrhunderts sind. Diesen riesigen Fundus erschließt Engelke, eine international angesehene Flötistin und langjährig erfahrene Dozentin und Akademieleiterin in Alter Musik, auf höchst eindrückliche Weise und erspart dem Interessierten viele Stunden eigener Quellensichtung.

Im Mittelpunkt steht die Kunst der Diminution (lat. Verkleinerung), die im 16. und 17. Jahrhundert erblühte, und die von Michael Präto ius 1619 kurz und anschaulich definiert wird:
»Diminutio ist, wenn eine
größere Nota in viel andere geschwinde und kleinere Noten resolviret und gebrochen wird.« Engelke liefert eine Fülle von Beispielen aus historischen Quellen (z. B. Ortiz 1588, und van Eyck 1649), setzt dann jedoch ihre historischen Erkenntnisse in eigene Beispiel um und formuliert so für den Musiker von heute die di­rekte Aufforderung zu eigener Kreativität, wenn es z. B. darum geht, bei einer einfachen Zweitonfolge den ersten Ton zum Gegenstand einer kunstvollen und vielgestaltigen »Verkleinerung« zu machen. (NOTEN­BEISPIEL) Mit Kunst bzw. der Technik der Diminution wird in historischen Quellen diejenige des Anbringens von »Manieren« (Verzierungen im modernen Sinne) gelehrt, zu denen etwa groppo und trillo gehören, die Umspielung bzw. die Auflösung eines längeren Ton in eine rasche Tonrepetition. Es ist von geradezu unschätzbarem Wert, dass Engelke dem Musiker von heute eine Fülle von Bespielen aus historischen Lehrschriften zum vergleichenden Studium und als Inspiration zum eigenen Tun gewissermaßen »frei Haus« anliefert. Ein gesondertes Kapitel wird dem »Vibrato im 16. und 17. Jahrhundert« gewidmet. Gestützt auf eine Vielzahl von Quellen erfährt man hier, dass der vokale und instrumentale Ton zwar durch eine zarte Bebung permanent belebt sein durfte, das eigentliche Vibrato aber eine gezielt einzusetzende Manier war.

Gewissermaßen das Fundament aller späteren Ausführungen ist eine Darstellung der grundsätzlichen Gesetzmäßigkeiten der Mensuralnotation, die im 13. Jahrhundert entwickelt wurde und bis ins 17. Jahrhundert fortwirkte. Hier mag so mancher mit Erstaunen erfahren, dass Jahrhunderte lang kein variables Tempo möglich war, sondern der Tactus (Auf- und Niederschlag) am »integer valor« (lat. unveränderlicher Wert) eines doppelten menschlichen Pulsschlages orientiert war. Im letzten Kapitel wird anhand einiger Frescobaldi-Canzonen eindrücklich vermittelt, dass es ein wichtiger Aspekt eben der musikalischen Komposition war, durch unterschiedlich lange Notenwerte in einzelnen Abschnitten der Canzone eine »innere« Modifikation des Tempos zu erreichen. Den Vortrag von Musik an der menschlichen Sprache zu orientieren, steht dem mechanistischen Virtuosentum entgegen, das sich im 19. Jahrhundert etablierte. Grundsätzlich gilt für die Musik - zumindest bis in die Barockzeit: »Musik ist zuerst Sprache und Rhythmus und erst nachher Ton« (G. Caccini, 160l). Dieser Aspekt wird aus unterschiedlicher Perspektive - gewissermaßen als ein ästhetisches Leitmotiv - im Verlauf
des (eben deshalb so benannten) Buchs mehrfach konkretisiert.
Insgesamt handelt es sich um eine Arbeit, die nicht zuletzt durch ihren überbordenden Quellenreichtum zu einem unverzichtbaren »Vademecum« für denjenigen werden wird, der sich heute praktisch mit Alter Musik befasst. Aber auch für den Nur-Hörer ist ein Studium sinnvoll. Auf seiner Grundlage wird es möglich, den Geist der Musik tiefer zu erfassen und Interpretationen qualifiziert beurteilen zu können. 



 

Bernhard Morbach

 

 

 

LUCA Faculty of Arts - KULeuven (Dr. Carl
Van Eyndhoven) ADEM-Ausgabe, Juni 2013 (Übersetzung aus dem Holländischen)

 

Eigentlich sollte man von einer Neuauflage einer bereits 1990 herausgegebenen Studie für Blockflötenlehrer sprechen. Eine Studie die vom Bildungshaus Kloster Schöntal organisiert und in Altdorf herausgegeben, aber jetzt nach 20 Jahren praktischer Erfahrung überarbeitet und aktualisiert wurde. Der vollständige Titel muss tatsächlich lauten MUSIK UNDSPRACHE /MUSIC AND LANGUAGE, denn das ganze Buch ist durchgängig zweisprachig gehalten in parallel tabellarischer Form.

 

Ulrike Engelke ist eine Blockflöten- und Traversflötenspielerin. Sie studierte auch Viola und Gesang. Sie lehrte an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen und später an der Hochschule für MusikCarl Maria von Weber“ in Dresden.
Als
künstlerische Leiterin und Direktorin der Dresdner Akademie für Alte Musik gehörte zu ihren Kollegen u.a. Simon Standage, Jaap ter Linden, Richard Campbel, Jonathan Manson. Einige dieser Menschen haben aktiv und passiv zur Entwicklung dieses Handbuchs beigetragen.

 

Man kann das Buch betrachten als einen etwas mehr als oberflächlichen Einblick in die Fragestellung, wie alte Quellen uns den Weg weisen können zur Aufführungspraxis. Folgende Unterthemen kommen zur Sprache: Notation, Proportionen, Diminution, Artikulation, Vibrato, Deklamation, Melodie als Klangrede und Tempi. Einige dieser Kernthemen werden hier sehr ausführlich behandelt, andere bleiben eher lückenhaft.

 

Das Buch enthält eine umfassende Einführung in Mensuralnotation und Proportionstheorie. Es bietet einen Einblick in Themen wie Mensur, Tempus und Prolatio. Alte Abhandlungen werden sowohl mit Zitaten als auch mit Musik Beispiele
(Bilder) ausführlich diskutiert. Engelke gibt zahlreiche Musikbeispiele von Praetorius (konsequent geschrieben als „Prätorius“), Jacobus Gallus (Handl), Palavicino. Wenn es um die Diminutionstechnik geht zitiert und illustriert sie sehr ausführlich mit Beispielen von Ortiz, Ganassi, Fontana, Bassano, Calvisius, Cerone, Rognoni und
Banchieri.

 

Auch wenn die Themen Artikulation, Vibrato, Trillo, Tremolo, Vibrato und messa di voce behandelt werden, erhalten die Leser stets Auszüge aus den antiken Quellen, um Aussagen zu untermauern oder zu veranschaulichen.

 

Wenn es um die Musik als Sprache geht, wird Matthesons’ „Der vollkommene  Capellmeister "aus dem Jahre 1739 viel Aufmerksamkeit gewidmet und seinen attraktiven  Ideen dazu.

 

Das Buch gibt einen guten Einblick in die Themen, die einen praktizierenden Musiker beschäftigen sollten. Für junge suchende Musiker stellt das Buch in jedem Fall einen
positiven Anreiz dar, sich mit Neugier in das Thema zu vertiefen. Die Themen bleiben
einfach nicht so oberflächlich, dass man an den Problematiken vorbeigehen kann. Insbesondere durch die konsequente Verknüpfung antiker Quellen ist die Schwere der Ergebnisse greifbar. Ein Minuspunkt ist wohl, dass nicht immer ganz klar wird, wo der Text sich auf ein Zitat bezieht oder wo es Ulrike Engelke selbst ist, die spricht.

 

Es ist auch klar, dass lediglich solche Quellen zitiert werden, die diese Aussage unterstützen und nicht solche, die an manchen Ansprüchen zweifeln.

 

Auch im Hinblick auf Vibrato und singend Sprechen wurden eher einseitig Quellen des l8. und 17. Jahrhunderts zitiert, während die musikalische Sprache im Gegensatz zum 15. und 16 Jahrhundert eine ziemlich drastische Entwicklung hat. Ein Thema, das meines Erachtens gut fehlt ist Rhetorik. Ich verstehe, dass dieses Thema so umfangreich ist, dass es einen neuen Band benötigt, aber einige Hinweise auf das Phänomen und die Literatur darüber wären doch wünschenswert gewesen.

 

Diese Minuspunkte mögen in keiner Weise mein Plädoyer für diese Publikation untergraben, ein fundiertes und argumentiertes Handbuch zu sein für junge, wachsame, neugierige Musikstudenten, die mit einer informierten und nicht rein nachahmenden, intuitiven oder, schlimmer noch, faulen Aufführungspraxis beschäftigt sind. Die besondere praktische zweisprachige Konzeption deutsch / englisch macht das Buch auch für viele Nationalitäten zugänglich.

 



 

 

Titelseite von Musik und Sprache
Flyer Engelke vorne.pdf
PDF-Dokument [729.0 KB]
Rückseite von Musik und Sprache
Flyer Engelke hinten.pdf
PDF-Dokument [168.5 KB]